Wir bei Heimstaden sind uns unserer großen Verantwortung bei Sanierungs- und Modernisierungsprojekten bewusst – egal ob im Milieuschutzgebiet oder in Stadtgebieten, die diesen Titel nicht tragen. Wir wollen keine Verdrängung, sondern gewachsene und lebendige Kieze fördern. Gleichzeitig wehren wir uns gegen das Pauschalurteil, dass Aufwertung etwas Schlechtes sein muss. Im Gegenteil sind wir der Auffassung, dass intelligente Investitionen in die Zukunftsfähigkeit unserer Wohnimmobilien Menschen vor Verdrängung schützen können. Als Paradebeispiel möchten wir dabei das Thema Barrierefreiheit anführen.
Barrierefreiheit als Luxus? Gerade in Berlin gibt es vereinzelt Bezirke, in denen die Milieuschutzverordnung so streng ausgelegt wird, dass beispielweise eine umfangreiche Badsanierung, die Voraussetzung für ein behindertengerechtes Badezimmer ist, oder der Ein- und bzw. Anbau von Aufzügen zum Ding der Unmöglichkeit werden. Wir haben es im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg sogar erlebt, dass wir im Rahmen einer freiwilligen Abwendungserklärung (einem Dokument, mit dem wir besonderen Mietern:innenschutz garantieren), festhalten wollten, dass wir Aufzugsanbauten ausschließlich sozialverträglich realisieren würden. Mieter:innen wären durch neue Fahrstühle also finanziell gar nicht belastet worden. Dennoch wurde unsere Idee vom Bezirk abgelehnt.
Wir sind der Meinung, dass dies nicht nur eine Altersdiskriminierung darstellt, sondern alle Menschen, die körperlich beeinträchtigt sind, stark benachteiligt. Außerdem ist es zu kurz gedacht. Auch ein relativ junger Berliner Bezirk wie Friedrichshain-Kreuzberg wird irgendwann älter und so erreicht der Milieuschutz in einigen Jahren genau das Gegenteil – seine älter werdenden Bewohnerinnen und Bewohner werden aus ihren Wohnhäusern und wahrscheinlich sogar aus dem gesamten Kiez verdrängt, wenn sie irgendwann nicht mehr Treppen laufen können und es ihrem Vermieter gleichzeitig verboten bleibt, Fahrstühle anzubauen.
Es gibt aber auch positive Entwicklungen. In der Gustav-Müller-Straße in Berlin-Schöneberg formierten sich Proteste älterer Mieter:innen (nicht von Heimstaden, Anm.) gegen den Milieuschutz und eine Bezirkspolitik, die beeinträchtigten Menschen den Aufzug verwehrt. Die sorgte für mediales Echo – die populäre TV-Sendung RBB-Abendschau mit Reporter Uli Zelle berichtete darüber. Sehen Sie den sehenswerten Beitrag hier: https://www.youtube.com/watch?v=x1HKNCo-cm0
Heimstaden versucht sich bei diesem komplexen Thema an Lösungen mit der Politik und war im Rahmen des Berliner Bündnisses für Wohnungsneubau und bezahlbares Wohnen Teil einer Arbeitsgruppe zum Thema Milieuschutz. Wir kämpfen dabei nicht nur für eine gerechtere Auslegung beim Thema Barrierefreiheit, sondern auch für eine Harmonisierung des Milieuschutzes innerhalb Berlins. Denn es gibt durchaus Bezirke in der Hauptstadt, in denen die oben genannten Themen kein Problem darstellen. Diese könnten eine Vorbildwirkung für andere Bezirke entfalten.
Übrigens – das Thema Verdrängung hat leider noch viele weitere Facetten. Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, dass durch das Abebben der Coronavirus-Pandemie und durch den wieder auflebenden Tourismus auch die Kurzzeitvermietung von Wohnungen über Plattformen wie Airbnb zugenommen hat. Der negative Einfluss dieser Angebote auf unsere Städte, Kiezstrukturen und einen bezahlbaren Wohnraum ist nicht zu unterschätzen. Dazu aber vielleicht mehr, wenn Sie mögen, im nächsten „Heimspiel Klartext“.
Ein Text von Michael Lippitsch, Head of Corporate Communications & Public Affairs
(zuerst erschienen in unserem Mietermagazin HeimSpiel Ausgabe 1)